G2 Schaulager
D R E A M S A R E M Y R E A L I T Y
Georg Weißbach
SONDERAUSSTELLUNG
G2 Schaulager
16. Mai – 24. August 2025
Eröffnung: Donnerstag, 15. Mai 2025, 17 – 20 Uhr
Mit DREAMS ARE MY REALITY zeigt die G2 eine Einzelausstellung des Leipziger Künstlers Georg Weißbach (*1987). Weißbach formuliert Fragen über das Künstlerdasein, den Erfolg und das Scheitern und das damit einhergehende Zweifeln und Hoffen. Dabei verschränkt er Text- und Bildelemente zu vielschichtigen Allegorien über das Leben und bedient sich am reichhaltigen Spektrum zwischen Popkultur und Kunstgeschichte.
Die malerischen Positionen werden durch eine Videoarbeit und eine Installation ergänzt.
In der Arbeit Logischsetzt Weißbach einen Fokus auf die Symbolkraft und Deutungspotential von Schriftarten und grafischen Formen. Auf rotem Hintergrund prangt ein Kreis, der durch ein schneckenförmiges unterbrochenes Mäander-Ornament umrahmt ist. In diesem Kreis steht in schwarz auf weißem Untergrund das Wort Logisch. Der Begriff wird ursprünglich mit vernünftigen Schlussfolgerungen und der Lehre der Logik assoziiert. In der heutigen Alltagssprache hingegen steht logisch oft im Sinne von „na klar“, „natürlich“ oder „selbstverständlich“ – ein Ausdruck, der keinen Raum für Zweifel lässt.
Weißbach greift dabei auf die charakteristische Schriftart der Asterix-Comics zurück, was dem Wort eine spielerische, sowie historisch und popkulturell aufgeladene Dimension verleiht. Indem Weißbach die Schrift malerisch verarbeitet und in eine antike Formensprache einbettet, konterkariert er die Schnelllebigkeit von digitaler oder gedruckter Schrift und konserviert diese im Kontrast zur Schriftflut des Internets.
Weißbachs Werk bewegt sich immer wieder im Spektrum der Abstraktion und Figuration.
In der Arbeit Gefühlsintensiv (Das Gemälde ist das schönere Denken)liegt eine pinke Grundstruktur aus verbundenen Linien auf einem schwarzen Untergrund. Daran und darauf sitzen Kreise aus Ölfarbe. Weißbach spielt hier mit der Reduktion von gestalterischen Elementen auf ihr Minimum und provoziert figürliche Deutungsbemühungen.
Schnell erinnert die Darstellung aus der verästelten Linienstruktur mit den bunten Kreisen an einen Weihnachtsbaum samt Kugelschmuck, oder an die aufblühenden Knospen von Bäumen und Pflanzen im Frühling. Eine weitere mögliche Lesart, ist die einer schematische Darstellung der alltäglichen Entscheidungswahl, mit denen jeder, aber insbesondere Künstler, konfrontiert sind.
Die Neurowissenschaftlerin Barbara Sahakian von der Universität Cambridge schätzt, dass jeder Mensch ungefähr 35.000 Entscheidung pro Tag trifft; viele davon natürlich unter- und unbewusst. Unterdrückt man den Drang das Dargestellte mit der uns bekannten Welt zu vergleichen, offenbart sich das Werk letztlich als ein Porträt des Wesens der Malerei selbst: Der Farbe. Weißbach trägt diese in reiner Form dick auf, sodass eine erratische Oberfläche entsteht, die Schatten bildet und wie Fremdkörper die Leinwand besetzt.
Immer wieder bittet Weißbach Künstlerkolleg*innen ihm ihre gescheiterten Werke zu überlassen. Malereien, die das Atelier in diesem Zustand nicht verlassen würden.
Diese übermalt Weißbach dann mit eigenen Arbeiten. Ein Beispiel in der hiesigen Ausstellung ist die Arbeit GUTE ZEITEN SCHLECHTE ZEITEN.Als Relikte formen sich reliefartig die Farbschichten des ursprünglichen Werkes auf der Leinwand ab. Offensichtlich zitiert der Künstler hier die beliebte, deutsche titelgebende Soap.
Zum anderen lässt sich die Antithese auf die Dualität im Leben zwischen Gut und Schlecht beziehen. Scheitern wird bei Weißbach zum Konzept, das Fehlermachen als kollektives Verhalten manifestiert, das essentiell zum Künstlerdasein gehört und als Nährboden für etwas Neues dient.
Auf dem Balkon des Schaulagers steht ein Lufttänzer oder auch Tubeman (Schlauchmann) genannt. Diese in den 90er Jahren aufkommenden Textilskulpturen werden für Werbezwecke genutzt und erlangten schnell eine große Verbreitung, vor allem in den USA. Die Figuren schlagen wild um sich und sacken dann, müde wieder in sich zusammen um im nächsten Moment, wiederbelebt von der nächsten Windböe ihren ekstatischen Tanz aufzuführen. Zwischen energetischer Entladung und ohnmächtiger Erschöpfung, inszeniert der Tubeman unbewusst eine Performance als Parabel auf das Leben zwischen Hochgefühl und Lethargie.
Dieselbe Arbeit nutzt Weißbach für eine ortsspezifische Videoarbeit in der der Künstler in der Ausstellungsfläche des Schaulagers vor dem Lufttänzer steht und die Arie Lascia ch’io piangaaus der Oper Rinaldovon Georg Friedrich Händel (1685-1759) auf seiner Trompete aufführt. Der Künstler wird hier zum Protagonisten und dokumentiert gleichzeitig seine Existenz als Künstler.
Erneut stellt Weißbach spielerisch den Kampf mit und gegen das eigene Werk dar.
Der Tubeman stört durch die lauten Wind- und Textilgeräsuche die Inszenierung und kommt dem Künstler mit hektischen, gewaltsamen Bewegungen nah. Der Künstler kämpft, bzw. spielt dagegen an. Der Tubeman tritt aber nicht nur als Antagonist auf.
Wenn sich in zufällig entstandenen Situationen die Bewegungen Weißbachs und die des Lufttänzers synchronisieren, harmonisieren Werk und Autor in einer symbiotischen Einheit.
Wie eine plakatierte Werbewand im urbanen Raum erstrecken sich acht hochformatige Werke zu einem Großformat aus. Weißbach nutzt hier das Bild in Bild Prinzip und zeigt eine Vielzahl von Szenerien, die sich einer Bandbreite visueller menschlicher Ausdrucksformen bedienen. Von stilisierten Figurendarstellungen, die an frühmenschliche Höhlenmalereien erinnern, über Comicreferenzen des 20. Jahrhunderts, wie Charlie Brown von den Peanuts bis zur Popkultur der 90er und 00er Jahre in Form des Tribals als beliebtes Tatoomotiv bei Jugendlichen, das auch heute im Zuge der Wiederbelebung der Mode der 00er-Jahre bei Jugendlichen Anklang findet.
Die collagenartige Verstrickung malerischer Bild- und Textelemente erzeugt eine vielschichtige Assoziationslandschaft aus den wiederkehrenden Elementen Weißbachs Werks.
ÖFFNUNGSZEITEN
(nur durch öffentliche Führungen):
Mi.: 18 – 19 Uhr / Fr. – So.: 15 – 16 Uhr